Musik ist für mich eine der wertvollsten Errungenschaften der Menschheit. Wer braucht schon Feuer, wenn er sich warm trommeln kann. Hin und her wabernd zwischen aktiver Unterhaltung, sanfter Hintergrundberieselung und machtvollem Einfluss auf unsere Emotionen liegt ihr großer Vorteil in der Vielseitigkeit.
Über guten Geschmack kann man schwerlich streiten, allerdings über Qualität und die ist vergleichbar, hörbar, erfahrbar. Um Nuancen herauszuhören -ein gutes Gehör natürlich vorausgesetzt- bedarf es einiger Vergleiche und damit der Offenheit für Abspielgeräte und -optionen. Ich habe es immer sehr genossen, unterschiedliche HiFi-Anlagen mit eigener, wohlbekannter Musik zu füttern und die unterschiedliche Interpretation des Lieblingsmaterials zu erleben. Klangpräferenzen entstehen durch Testhörungen und sind völlig individuell und gleichwertig.
Mein erster Dank muss an dieser Stelle definitiv an meinen alten Herrn gehen, der meine früheste Kindkeit – ich war als Baby und Kleinkind oft krank und weinerisch – beruhigend wiegend, während Beethoven oder Bach den Klangraum formten, durchs Wohnzimmer trug. Bach hat es leider nicht in meine aktuelle Hörkultur geschafft, auch wenn ich um seine Genialität natürlich weiß – man möge es mir nachsehen. Mit Beethoven und seiner schweren Dramatik und teilweise melancholisch verstimmten Klangdüsternis bin ich immer deutlich leichter d’accord gegangen. Auch meine Vorliebe für Klaviar und Piano scheint hier ihren Anfang genommen zu haben.
Noch mehr und viel bedeutenderen Einfluss auf mich hatten das Duo hinter The Alan Parsons Project, der geniale Klangkünstler Jean Michel Jarre, die progressiven Pink Floyd und jede Menge 70er und 80er-Jahre Disco, Pop, Balladen und Rock. Mein heute sehr breiter Musikgeschmack geht damit nachweislich auf meinen Vater zurück, der mir dies vorlebte und mir viele Kassetten und später CDs aufnahm, auslieh oder schenkte. Ich habe tolle und so viele Erinnerungen an bandbreitenreiche Musikhörmomente, laute Qualitätsnachbarschaftsbelästigung, großartige Gänsehautmomente und musikalische Sternstunden, dass ich vor Rührung und Dankbarkeit schlicht weinen mag.
Was wäre aus mir geworden ohne diese Prägung? Pa: einfach nur Danke!
Wer einmal auf gut klingenden Lautsprechern (oder Kopfhören) den Titel „In the Lap of the Gods“ vom The Alan Parsons Project-Album Pyramid gehört hat -laut!- weiß um den Dynamik-Umfang des Albums aus den 70er Jahren. Es hat einfach alles, was mich heute anspricht: eine saubere und hochqualitative Abmischung, kreativ und abwechslungsreich eingesetzte Instrumente, einen klanggewaltigen Männerchor und mein all-time-favorit: Orgelklänge. Das Ganze mit einigen Pop-Zutaten garniert und fertig ist ein Stück, dass sowohl leicht als auch schwer daherkommt. Grandios!
Über Oxygene braucht nichts gesagt zu werden außer: genial!
Pink Floyd sind nicht jedermanns Sache – ich vermute wegen ihrer Wandlungsfähigkeit und oftmals unorthodoxen Art der Musikkomposition. Ich selbst liebe Shine On Your Crazy Diamonds ihres Albums Wish You Were Here.
Wie kommt ein kleiner Bub denn zu diesem Titel? Nun, wer bei der Nennung des Namens Magratea ehrfürchtig und wissend den Kopf nickt weiß worum es geht. Meinen Glückwunsch an dieser Stelle, denn das ist absolut fantastisch. Andere dürfen sich gerne den ersten Titel des beworbenen Albums anschalten und währenddessen auf die Suche nach Douglas Adam’s Hörspiel … Per Anhalter ins All gehen. Magratea wird in Teil 5 thematisiert. Auch hier einen großen Dank an meinen Pa, der mich mithören ließ, als die Hörspiele von Kassette liefen, aufgenommen aus dem Radio. Das waren Zeiten!
So direkt kann Prägung Einfluß auf den aktuellen Geschmack haben: für mich gehören die Alben dieser großartigen Künstler auch heute noch regelmäßig in meine Abspielliste und der Genuss während des Hörens ist immer noch jedes Mal aufs Neue da. Sicherlich haben es mittlerweile viele Stücke in diese hocherwürdige Riege geschafft, aber eben danach.
Instrumental orchestriertes Liedgut ist auch das, was mich am besten abholt – oder eher: am leichtesten. Daher kann ich auch soviel mit Jean Michel Jarre anfangen und wer Oxygene noch nie gehört hat sollte das dringend nachholen – ehrlich!
Und nun – lange Rede, langer Sinn – mag ich mit diesem Dankes-Beitrag auch gleich eine Hörempfehlung geben, die sich in der Riege der genießerisch zu hörenden Klangteppichinstrumentalen nicht zu versecken braucht. Auch wenn es heute keine Pionierwerke mehr sind, wie einst die oben genannten Mitbegründer elektronischer Musik, können sie bedenkenlos als Playlist empfohlen werden. Vorausgesetzt natürlich, man mag diese Art von Musik; niemand soll missioniert werden, aber etwas Neugier und Offenheit kann so manche Überraschung bieten. Hintergrund meiner eigenen Playlist war, im Geiste von Oxygene, Shine On Your Crazy Diamond oder mancher Alan Parsons-Werke Titel zu empfehlen, die über eine eigene Persönlichkeit besitzen und dennoch im gemeinsamen Becken schwimmen können, um ein verläßlicher Partner für Gedankenreisen zu sein.
Viel Freue beim Reinhören und im Vertrauen: mein alter Herr hat die Playlist durchgehört und für gut befunden – sie wurde quasi geritterschlagt. 😛
Wir hören uns!
Stephan Keßler